Zugang haben zur inneren Weisheit

Was ist Spirituelle Intelligenz?

Die „Intelligenz der Seele„, so hat Danah Zohar mal diesen Begriff umschrieben. Worauf sie anspielen wollte ist, dass jede und jeder von uns einen Kern hat, der mehr ist als unser Verstand. Einen Kern, den die einen göttlich nennen, die anderen das Höhere Selbst, wieder andere es mit Innerer Weisheit umschreiben. Und die dort angesammelte Intelligenz, das dort vorhandene Wissen weit mehr ist als kognitives Verstehen, als angelerntes Wissen.

Es ist eine Intelligenz tief in uns drin, die Zugriff hat auf ein tiefes Wissen, die in uns als Menschheit vorhanden ist. Zugang haben zu dieser Intelligenz der Seele heißt darum, etwas anderes im eigenen Leben zu erfahren als das, was wir gewöhnlich so kennen. Erleben wir uns im Leben oft hin und hergeworfen, so als würden wir von einem Sturm durchgerüttelt, so sieht das Leben für Menschen, die für sich eine Meisterschaft der Spirituellen Intelligenz erreicht haben so ganz anders aus.

Bilder, die hier passend sein könnten sind:

  • sie befinden sich quasi im Auge des Sturms. Um sie herum tobt die Welt, aber in ihnen ist Ruhe.
  • statt das Leben als einen mühsamen Weg zu empfinden, im Zweifel sogar durch sumpfiges Gelände, wo jeder Schritt eine Anstrengung ist, hat man bei ihnen den Eindruck, sie haben festen Boden unter den Füßen. Sie wissen, wohin sie gehen, mit einer klaren Zielrichtung.
  • oder, um das Symbol der Transformation zu gebrauchen: ihr Leben ist nicht das mühsame Leben einer Raupe oder einer Puppe, eingesperrt in einen festen Kokon, sondern vielmehr das Leben eines Schmetterlings, der sich mit Leichtigkeit von Ort zu Ort bewegt.

Es sind die unterschiedlichsten Bilder, die Menschen benutzen, um diese besonderen Qualitäten anschaulich werden zu lassen. Und das mag auch daran liegen, dass der Begriff immer noch recht ungewohnt ist.

Spirituelle Intelligenz – immer noch ein fremder Begriff

Ich erinnere mich noch gut. Als ich vor wenigen Jahren begann zu erzählen, dass ich mich mit diesem Thema beschäftige, erntete ich in der Regel nur ein verwundertes Nachfragen: Spirituelle Intelligenz – was ist denn das?

Und wenn ich dann noch hinzufügte, dass ich persönlich das ein besonders spannendes Thema für Führungskräfte halte, weil darin so viel Potential steckt, dann wirkte das noch ungewöhnlicher.

Auch wenn der Begriff Spirituelle Intelligenz als solches nicht so neu ist, die Kombination von Spiritueller Intelligenz und Führungshandeln schon. Es scheint auch heute noch zu fremd zu sein, diese scheinbar gegensätzlichen Welten eines leitenden Handelns im Außen und der zentrierten Fokussierung nach Innen zusammen zu bringen. Nur ob sie wirklich so gegensätzlich sind, wie wir es manchmal zu glauben meinen? Danah Zohar, britische Managementberaterin, nannte es in dem Buch, das sie 2009 zum Thema herausgab, SQ – das unentdeckte Potential.

Was aber verbirgt sich hinter Spiritueller Intelligenz?

 

Bevor ich mehr dazu schreibe, eine Frage an Sie:

Wenn Sie gefragt würden, welche Menschen für Sie über beeindruckende, inspirierende Qualitäten verfügen – wer fällt Ihnen ein?
Welche Qualitäten schreiben Sie diesen Menschen zu?
Was genau unterscheidet sie von so vielen anderen?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihnen hierzu Persönlichkeiten einfallen und Sie auch Qualitäten benennen können. Denn tief in unserem Inneren haben wir oft eine Ahnung, dass es so etwas wie Spirituelle Intelligenz gibt.

 

Und wenn Sie jetzt gar nicht so viel Text lesen wollen – dann schauen Sie sich doch dieses Video an.

Die Aufnahme entstand im Rahmen der Social Architect Ausbildung und gibt einen ersten Einblick in das, was Spirituelle Intelligenz ausmacht.

 

Verstanden wird unter Spiritueller Intelligenz die Fähigkeit in der eigenen Mitte zu sein,

sehr offen und mit Weitsicht das wahrzunehmen, was gerade geschieht und im Wissen um eine Anbindung an eine Kraft, die größer ist als wir selber (manche nennen es Schöpfer, andere Gott, Universum, schöpferischer Impuls…) in der Lage zu sein, das eigene Handeln mit inspirierenden Werten zu verknüpfen.

 

Was wir alle spüren, wenn wir solchen Menschen begegnen: sie tragen ein Potential in sich, das Raum für Entwicklung auch für andere Menschen öffnet. In ihrer Nähe können auch andere Menschen wachsen. Da werden Dinge möglich, die sonst kaum erreichbar erschienen. Solche Menschen machen damit dem Begriff „spirituell“ alle Ehre.

Spirituell

Eigentlich heißt das nichts anderes, als erfüllt sein von einem schöpferisch, kreativen Geist.
Für viele Menschen erweisen sich diese inneren, die Persönlichkeit prägenden Fähigkeiten immer mehr zu einer Notwendigkeit in einer zunehmend komplexer werdenden Welt mit immer weniger äußeren Stabilitäten. Ein beeindruckender Film zu diesem Thema – auch in seiner Wirkung auf andere – ist für mich der Film von Rüdiger Sünner, The Tree of Life. Auf den Spuren von Dag Hammarskjöld in Lappland.

Und dann gibt es da noch Spiritualität …

Die Praxis der Spiritualität wie Meditation oder Kontemplation oder andere Formen, in eine Art der Versenkung in sich zu gehen stärkt in uns die Fähigkeit, unser Bewusstseinszentrum außerhalt unseres Ego-Selbst zu haben, das von Eigeninteressen immer wieder durchdrungen ist. Vielmehr geht es in der Spiritualität darum, im Anerkennen der eigenen Grenzen den Sinn für das Ganze zu öffnen, sich für eine Motivation zu öffnen, die dem größeren Wohl aller dient.

Insofern ist Spiritualität ein Grundbaustein für den Aufbau einer Spirituellen Intelligenz, denn sie stärkt uns in Haltungen, die am Ende so wesentlich sind:

  • Sie befreit uns von der Sorge um uns selbst
  • Sie befreit uns von vielen alten, manchmal auch primitiven Reaktionen
  • Sie ermöglicht es uns, eine Quelle der Kreativität und des höheren Bewusstseins anzuzapfen, die jeden Aspekt unseres Seins durchdringt, weitet, mit Leben füllt.

Spirituelle Intelligenz ist mehr als kognitives Wissen oder eine geheime Wissenschaft!

Was ist Spirituelle Intelligenz

Gelegentlich finde ich Beiträge im Netz, in denen Menschen Spirituelle Intelligenz beschreiben als die Fähigkeit, sich im Bereich der spirituellen Szene auszukennen und beschreiben zu können, was dort denn anzutreffen ist. Nein, das verbirgt sich nicht hinter Spiritueller Intelligenz.
Es geht bei dem Begriff nicht um primär kognitives Wissen. Es geht nicht darum, sich in einem Thema verstandesmäßig gut auszukennen. Ich weiß, der Begriff Intelligenz verleitet dazu. Doch auch Emotionale Intelligenz bedeutet ja nicht, gut und sicher beschreiben zu können, was Emotionen sind, wodurch sie entstehen und welchen Einfluss sie auf uns haben.

Emotionale und spirituelle Intelligenz zeigen sich im Handeln, finden Ausdruck in dem, was wir tun. Dahinter verbergen sich Qualitäten und Kompetenzen einer gereiften Persönlichkeit und der damit verbundenen Fähigkeit, sich innerlich zu zentrieren und zentriert zu bleiben, auch unter Stress und Zugang zu haben zur Weisheit des Herzens.

 

Eine andere Fährte – und das hat vielleicht auch dazu geführt, dass der Begriff vielfach noch argwöhnisch betrachtet wird, ist die Nähe zur Esoterik (zumindest dann, wenn man im Netz nach dem Begriff sucht). Spirituelle Intelligenz aber hat weder etwas mit irgendwelchen obskuren Praktiken zu tun, noch ist sie Flucht aus der Welt. Sie ist aber auch nicht ein Verinnerlichen von religiösen Praktiken und der Unterordnung unter Regeln einer Religionsgemeinschaft. Ganz im Gegenteil. Auch völlig ungläubige Menschen können spirituell intelligent handeln.

 

Eine einfache Definition fällt schwer – nicht aber die Beschreibung der Qualitäten

Menschen mit einer hoch entwickelten Spirituellen Intelligenz sind in der Lage, selbst bei äußerlich spannungsreichen Umständen in sich zentriert zu bleiben. Sie verfügen über eine Vision, die ihr Handeln leitet und sind großartig darin andere damit zu inspirieren. In konfliktreichen Situationen können sie widersprüchliche Positionen vereinen. Spaltendes Handeln ist ihnen fremd, so als würden sie das gar nicht kennen. Nur wenn sie den Eindruck haben, hier leben die einen auf Kosten der anderen, dann sind sie sehr pointiert und scharf in ihrer Reaktion. Meistens aber wirken sie, als ob sie nichts aus der Ruhe bringen kann. Sie sind gute Zuhörer, werden als sehr präsent erlebt und scheinen eine unglaubliche Ressource an Kraft zu haben. Man hat den Eindruck, sie kennen ihren Weg und verfolgen ihn konsequent – auch dadurch, dass sie Veränderung leben. Sie sind Menschen, so erleben es andere, deren Nähe gut tut. Wenn das kein Potential für Führungskräfte ist!

Immer wieder begegnen mir im Coaching Menschen, die den Wunsch haben, selber aus sich mehr zu machen. Sie wollen etwas in dieser Welt verändern, wollen einen Beitrag leisten zu einem anderen, besseren Leben für viele. Dahinter steht die Ahnung, dass es möglich ist sich selber zu übertreffen und mehr aus dem eigenen Leben zu machen. Und manchmal auch der Wunsch, aus dem Hamsterrad der Erwartungen anderer auszusteigen und zum Kapitän des eigenen Handelns zu werden.

Die Frage aber, die alle mitbringen: WIE? WIE komme ich dahin? Was für Schritte muss ich gehen? Kann ich selber überhaupt dahin kommen?

So erstaunlich es klingen mag: Die Grundveranlagung zur spirituellen Intelligenz ist in den allermeisten Menschen angelegt. Schon vor Jahrhunderten gab es Menschen, die aus dieser Kraft handelten. Und wenn wir Kinder anschauen, dann können wir einiges davon auch bei ihnen entdecken. Hier ein paar Ideen dazu.

  • Wenn Kinder spielen, sind sie vielfach ganz bei sich, tief versunken. Da gibt es keine Vergangenheit oder Zukunft, nur die Gegenwart zählt. (Thema: Präsent sein)
  • Viele Kinder haben einen guten Zugang zu ihren Gefühlen, können diese sehr genau wahrnehmen und haben ein Gespür für das soziale Miteinander (Thema: Intuition und Gespür)
  • Etliche Kinder gehen selbstverständlich davon aus, dass es eine größere Kraft gibt, die sie hält und beschützt. (Thema: Essenz)
  • Viele entdecken im Kleinen das Besondere, wohingegen Dinge von Reichtum, Bewunderung oder Prestige ihnen völlig egal sind. (Thema: zum Kern durchdringen)

Dieses sind ein paar Qualitäten, welche im Kontext der Spirituellen Intelligenz von Bedeutung sind. Leider haben wir manches im Zuge des Erwachsen-Werdens verlernt. Dieses gilt es wieder neu zu entdecken und in einen Kontext zu bringen.

 

Spirituelle Intelligenz lässt sich lernen!

Inzwischen wissen wir, dass wir die Kompetenzen, welche zum Gesamtfeld der Spirituellen Intelligenz gehören  a. benennen und b. auch trainieren können. Letztlich müssen wir dafür einen Weg nach Innen gehen, mit und an uns selber arbeiten und diese Arbeit nach Innen ergänzen durch eine Schulung des Umgangs unserer Körperwahrnehmungen und eine kognitive Erweiterung unserer Denkmodelle. Auf diese Weise werden bewusstes Handeln und Intuition, Präsenz und Achtsamkeit, emotionale Meisterschaft und soziale Kompetenzen gefördert. Jedes Teil für sich können wir lernen, alles miteinander verwoben führt zur Spirituellen Intelligenz.

Am überzeugendsten fand ich für mich selber auf diesem Weg des Lernens den Ansatz von Cindy Wigglesworth. Sie beschreibt in ihrem Modell 21 Kompetenzen (warum es auch SQ21 genannt wird), welche uns ermöglichen aus der Kraft der Spirituellen Intelligenz zu handeln. Wenn Sie mehr Einzelheiten zu den Kompetenzen erfahren möchten, hier finden Sie eine Übersicht.

Spirituelle Intelligenz – das Tor zur inneren Weisheit

In einer zunehmend unsicheren, sich ständig wandelnden Zeit sind die Kompetenzen der Spirituellen Intelligenz für uns alle nicht nur ein‘ nice to have‘. Sie erweisen sich immer öfter als essentiell, damit wir innerlich die nötige Flexibilität haben, mit unseren anspruchsvollen Lebensbedingungen angemessen umzugehen und die innere Kraft haben zu agieren und zu gestalten statt immer nur zu reagieren. Darum öffnet sie das Tor zu einem Leben voller Kraft, innerer Gelassenheit, Herzenswärme und Klugheit. So gelingt es uns unser Leben freudvoll zu gestalten. Maßgeblich hierfür sind zwei Themenfeldern.

  • Da ist zum einen das Thema der Vision, also ein Ziel haben, das in sich einen Sog auf unser Handeln hat. Sie ist in der Lage unsere innersten Kräfte freizulegen und uns zu inspirieren selbst über uns und unsere Möglichkeiten hinauszuwachsen.
  • Eng hiermit verknüpft ist die Verankerung in unserer Essenz. Die Essenz – andere Wörter sind das Höhere Selbst, das nicht ortsgebundene Selbst, die Kraft des Seins – ermöglicht es uns an ein Wissen anzuknüpfen, das weit über unser ortsgebundenes Ich (vielfach auch Ego genannt) hinausweist. Wenn wir aus der Essenz handeln, aus dem Sein an sich, dann können wir Grenzen überwinden, dann lähmt uns keine Angst, dann hängen wir nicht in Mustern der Vergangenheit fest, verlieren uns aber auch nicht in Träumereien der Zukunft. Dann sind wir frei für das, was einerseits jetzt gerade dran ist, zugleich aber auch zum Wohle der Gemeinschaft langfristig förderlich ist.

Beide zusammen, die Verankerung in der Vision und das Handeln aus der eigenen Essenz, tragen wesentlich zu der transformativen Kraft der Spirituellen Intelligenz bei. Dann gelingt es selbst unter schwierigen äußeren Rahmenbedingungen andere Menschen zu begeistern, anzustecken und mitzunehmen. Oft ist es schwer zu beschreiben, was genau vor sich geht, doch wenn Sie einmal solches in einem Menschen erlebt haben, spüren Sie sofort diese verändernde Kraft.

 

 

Entdecken Sie das Thema doch mit diesem Quiz!

Im Anschluss an das Quiz gibt es eine ausführlich Rückmeldung und ein paar Anregungen für das Training Ihrer Spirituellen Intelligenz.

Alles beginnt mit einem ersten kleinen Schritt

Ich schrieb vorher schon: Spirituelle Intelligenz lässt sich lernen. Und wie immer – alles beginnt mit einem ersten kleinen Schritt. Dieses ist kein Sprint, um im Bilde des Sports zu bleiben, vielmehr ein Langstreckenlauf in vielen kleinen Etappen. Um Spirituelle Intelligenz zu trainieren brauchen wir Ausdauer und kontinuierliches Üben.

Eine erste, aber zugleich grundlegende Übung ist die Unterbrechung der normalen Reaktionsmuster auf das, was uns im Außen begegnet. Was nämlich meistens passiert, wenn wir reagieren: wir werden in uns begrenzt auf einen kleinen Ausschnitt unserer Wahrnehmungs- und damit auch Handlungsmöglichkeiten. Und diese Grenze kann durch unser Denken, oder durch unsere Reaktion auf etwas entstehen. Wir kommen in eine Art Verteidigungshaltung, fühlen uns eingegrenzt … Eine Übung, um das zu unterbrechen, ist die sogenannte STOP Übung. Und die geht so:

STOP Übung als Unterbrechung der „automatischen“ Reaktion

S = sofort STOP sagen, wenn man spürt, mich erregt etwas (durch das STOP sich einen Moment mehr Zeit verschaffen).
T = Tief durchatmen – 3 x – wirklich versuchen, den Atem in das Herz und den Bauch zu lenken. Es hilft zunächst zur Ruhe zu kommen und im nächsten Schritt mehr Klarheit zu haben.

O = Offenheit: aufmerksam in sich schauen: was spüre ich wo? Welche Gedanken beschäftigen mich? Nur schauen, nicht bewerten oder wegschieben, einfach sein lassen. Dieses alles wahrnehmen.

P = Passende Antwort finden. Verbindung zum Höheren Selbst (dem göttlichen Teil in uns) aufnehmen. Die innere Weisheit um eine Antwort bitten, die in dieser Situation hilfreich ist – für mich und den anderen. Und auch eine erste passende Antwort könnte sein: ich melde mich später dazu (wodurch wir uns Zeit verschaffen, um das Thema noch mal von einer anderen Seite anschauen zu können).

 

Wenn Sie neugierig geworden sind, was alles hinter dieser Übung steckt und was noch so alles möglich ist, das Mini-Trainingsprogramm zum Aufbau des Spirituellen Muskels gibt Ihnen hierzu Anregungen.

Viel Freude und gutes Gelingen!